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Die „romanischen“ Westportale des Bremer Doms
– wahrscheinlich aus der Zeit der Spätgotik –


Die mit Abstand älteste bildliche Darstellung des Bremer St. Petri Doms findet sich im ersten Bremer Stadtsiegel, dessen Typar kurz vor 1230 geschnitten worden sein muss, denn erwähnt wird das Siegel schon in einer Urkunde von 1229.1
Das Typar selber wurde 1366 zerbrochen, aber Abdrücke sind erhalten, und aus diesen wurde inzwischen auch das ursprüngliche Typar rekonstruiert.
Das Siegelbild zeigt in der Art eines Stifterbildes Karl den Großen und den Gründungsbischof Willehad, die auf ihren Händen eine Modell des Domes tragen, dessen Westfassade präsentiert wird.

Auffällig daran ist die Lage der Portale, verglichen mit ihrer heutigen Position – je eines in beiden Türmen –, die auch schon im Ölgemälde Bartholomäus Bruyns von 1530 in der oberen Rathaushalle dargestellt ist, und seither vielfach.

Falls die Darstellung im Siegel zutrifft, verändert das die Baugeschichte gegenüber bisherigen Vorstellungen in einem entscheidenden Punkt.

Bremer Stadtsiegel, mögl. seit 1229



Westfassade des Bremer Doms
seit der Erneuerung von 1888–1901:
teils Replik, teils Neuschöpfung

 

Gliederung:

1. – Phasen der Baugeschichte ab dem 11. Jahrhundert
2. – Quellenlage zum Dom und materielle Befunde am Dom
3. – Erwartungen und Teilaspekte
4. – Abbildungen des Doms:
4.1. – Das stadtbremische Siegel von 1229
4.2. – Frühes 16. Jahrhundert:
4.2.1. – Gründerrelief im Dom
4.2.2. – Das Gemälde im Rathaus
4.3. – Stadtansichten vor dem Einsturz des Südturms
––Bilder vor und nach dem Einsturz des Südturms
4.4. – Darstellungen nach dem Einsturz des Südturms
4.4.1. – Turmruine im 17. Jahrhundert
4.4.2. – Zeichnungen und Fotos aus dem 19. Jahrhundert
4.4.3. – Improvisierter Figurenschmuck der Westfassade
5. – Die Westkrypta
5.1. – Lagebeziehung
5.2. – Bedeutung
5.3. – Bauaufnahme vor der Domerneuerung
5.4. – Archäologische Grabung von Helen Rosenau
5.5. – Heutiger Zustand und eigene Untersuchung:
6. –
Erdgeschosse der Bremer Domtürme
7. – Ergänzende Untersuchungen und Betrachtungen
7.1. – Datierung des Stadtsiegels
7.2. – Romanik in und nach der Zeit der Gotik
7.3. – Krypta als Durchgangsraum
7.4. – Phantomzeichnung der Fassade
7.5. – Datierung der Krypten
7.6. – Ruinendarstellungen in der Kunst
7.7. – (separate Seite: Kirchendarstellungen in mittelalterlichen Siegeln und Stifterbildern)
7.8. – (separate Seite: Brautportal und Maßwerke der Nordfassade des Bremer Doms)
7.9. – (separate Seite: Die frühgotische Einwölbung des Bremer Doms)
8. – Noten


(1.) Phasen der Baugeschichte ab dem 11. Jahrhundert:

Von dem Bau des 11. Jahrhunderts, dessen Grundriss 1042/1043 von Erzbischof Adalbrand = Bezelin festgelegt worden war, der aber im Wesentlichen von seinen Nachfolgern Adalbert (zur Datierung der Krypten s. u.) und Liemar († 1101, Bleiplatte: „Constructor huius ecclesiae“/„Erbauer dieser Kirche“) errichtet wurde, sind sind die Arkaden zu beiden Seiten des Mittelschiffs (ohne deren Dekor) erhalten, sowie der Grundriss von Chor und Querhaus, Teile des aufragenden Mauerwerks des Querhauses und große Teile der Krypten. Die Lagen von Nord- und Südwand des Langhauses sind anhand der Anschlussbögen der Seitenschiffe ans Querhaus zu erschließen. Zusätzlichen Anhalt gibt für die Südseite die Lage der Arkade zwischen Seitenschiff und Kapellenzeile. Auf der Nordseite wurde 5 m nördlich der Westkrypta archäologisch ein Grundmauerfragment gefunden, das, verglichen mit dem angenommenen Verlauf der Längswand um eine halbe Mauerdicke nach Süden versetzt ist. In der südlichen Stirnwand des Querhauses wurde ein romanisches Portal wiederentdeckt. Trotz mehrerer quer angelegter Suchgräben stieß man im Verlauf der Nordwand auf keine weiteren Mauerfragemente, und – unter Zeitdruck – wurden auch keine Ausbruchsgruben detektiert.2
Zwar legt die Lage der Porta contra Forum (des Tores gegen den Markt), dessen Torweg im Bereich zwischen dem Alten Rathaus und dem Haus der Bürgerschaft ergraben wurde,3 die Erwartung nahe, der Dom habe zu diesem Tor hin Eingänge gehabt, aber vorausgesetzt werden darf dies nicht: Die Hildesheimer Michaeliskirche, errichtet Ende des 10. Jahrhunderts bis 1033, hat nach Westen nur einen Außeneingang zum Kryptenumgang; alle Portale des basilikalen Gottesdienstraums mit zwei Querhäusern liegen an den Längsseiten des Bauwerks.4

Zwischen diesem Bau und dem heutigen Zustand fanden drei große Umbauten statt, einer in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der nächste Anfang des 16. Jahrhunderts und der letzte Ende des 19. Jahrhunderts:

Im 13. Jahrhundert wurden zunächst die Westtürme errichtet und der Westchor eingewölbt, dann die übrige Kirche eingewölbt und dabei die oberen Wandpartien des Chors und die Obergaden erneuert. Die Gewölbe über dem Westchor, ein Kreuzgratgewölbe und ein Gewölbe mit schweren Bandrippen, erscheinen altertümlicher als die übrigen Gewölbe. Bei denen kommen außer der anzunehmenden Abfolge (Seitenschiffe vor Mittelschiff) unterschiedliche Vorbilder zum Tragen: Die Gewölbe des Nordseitenschiffs orientieren sich an der westfälischen Adaptation der westfranzösischen Gotik (angevinische Gotik, style plantagenêt5), die sechsteiligen Gewölbe von Chor und Mittelschiff entsprechen den kurz zuvor (1220/1221) in der Magdeburger Liebfrauenkirche eingezogenen, unter Erzbischof Albrecht von Käfernburg, der in Paris studiert hatte und die sechsteiligen Gewölbe der frühen Gotik (gothique primitif) des französischen Kronlandes aus eigener Anschauung kannte. Diese sechsteiligen Gewölbe in Magdeburg sind trotz eines leichten Stichs den französischen Vorbildern ähnlicher, als die Mittelschiffsgewölbe der Kölner Kirche St. Aposteln 6 (mit plumpen rundbogigen Gurtbögen) und sind älter als deren Querhausgewölbe.
Georg Dehio setzte in seinem Band über Nordwestdeutschland die Einwölbung des Doms mit der Regierungszeit Gerhards II. gleich, ohne dies detailliert zu belegen.7 Indizien zur Datierung sind im Eingangsabschnitt der eigenen Abhandlung zur frühgotischen Einwölbung des Doms zusammengetragen.

Ab 1502 wurden von Cord Poppelken das zwanzig Jahre vorher beschädigte Nordseitenschiff und die analog zur Südseite dort zu erwartende Kapellenzeile durch das heutige, Nordseitenschiff mit spätgotischem Netzgewölbe ersetzt, von gleicher Höhe und fast gleicher Breite wie das Mittelschiff. Zudem wurde die Westkrypta östlich um ein Joch verkürzt und der darüber gelegene Westchor zur Orgelempore umgebaut. Wegen der Zuwendung der Bremer Öffentlichkeit zur Reformation wurde dieser Umbau 1522 mit mehreren Provisorien beendet (s.u.). Die Orgel wurde ab 1528 installiert.

Der Einsturz des Südturms „aus heiterem Himmel“ am 27. Januar 1638 ist aus lokaler Perspektive einmalig und wird gerne damit in Verbindung gebracht, dass der Dom zu jener Zeit für öffentliche Gottesdienste geschlossen war. Aus überregionaler Sicht ist das Ereignis so einmalig nicht: Der Westturm der Marienkirche in Gardelegen stürzte 1658 während des Himmelfahrts-Gottesdienstes ein, wodurch 22 Menschen zu Tode kamen.8

Nach der Umwandlung des Erzbistums in ein Herzogtum unter zunächst schwedischer, dann hannöverscher Hoheit fanden unter schwierigen finanziellen Bedingungen kleinere Sanierungen am Dom statt, aber man leistete sich 1698 eine große und teure Orgel von Arp Schnitger.

Nach dem Übergang des Dombezirks aus hannöverscher in stadtbremische Hoheit 1803 wurden die Gottesbuden entfernt und umfangreiche Erneuerungen an der Nordfassade des Schiffs durchgeführt (siehe Exkurs)

Der dritte große Umbau war die Domerneuerung von 1888 bis 1901, geplant und bis 1897 geleited von Max Salzmann, nach dessen Tod zu Ende geführt von Ernst Ehrhardt.
Salzmann hatte bei seiner Bewerbung um den Auftrag Phantomzeichnungen früherer Bauphasen vorgelegt, obwohl er die dafür notwendigen Bauuntersuchungen erst im Rahmen der Erneuerung hätte durchführen können.


(2.) Quellenlage zum Dom und materielle Befunde am Dom:

Alle gemalten und gezeichneten Darstellungen samt Nachdrucken sind bekanntlich von Fähigkeiten, Sorgfalt und Interessen der Künstler (bzw. Dokumentatoren) beeinflusst. Höhere Belegkraft haben Fotografien, wiewohl sich auch hier Manipulationen nicht ausschließen lassen. Daher sind die gemalten und gezeichneten Darstellungen untereinander und mit Fotografien zu vergleichen, vorzugsweise vor der Domerneuerung erstellten Aufnahmen.

Das Stadtsiegel wurde in der Zeit des Übergangs von der ersten zur zweiten Phase des ersten großen Umbaus erstellt, als die Westfassade wohl gerade vorzeigbar war und für Langhaus, Chor und Querhaus eine längere Zeit als Großbaustelle zu erwarten war. Für das Stadtsiegel gibt es keine direkten Vergleichsbilder. Aus dem Buch Rheinische Städtesiegel und durch Internetrecherche wurde eine Sammlung geeigneter Siegel – nicht nur „genehmer“ sondern nicht minder warnender Beispiele – zusammengestellt, um einen Eindruck von der Aussagekraft von Gebäudedarstellungen in mittelalterlichen Siegeln zu gewinnen und zu vermitteln. Der Vergleich des Stadtsiegels mit materiellen Befunden am Bau bildet den Kern der hier vorgelegten Arbeit.

Das Gemälde Matthäus Bruyns lässt sich im Detail an Einzelheiten überprüfen, die mit allerhöchster Sicherheit von 1530 bis zum Beginn des fotografischen Zeitalters keine Veränderung erfahren haben. Der Wahrheitsgehalt einiger gröberer Aspekte lässt sich anhand von Stadtansichten erkennen, deren Wahrheitstreue dank größerer Anzahl auch untereinander ermittelt werden kann.

Heutige Untersuchungen am Gebäude sind stark durch die Folgen der Domerneuerung beeinträchtigt.
In deren Verlauf ergaben sich immense Möglichkeiten zur Bauforschung, aber sie wurden nicht vollständig genutzt. Max Salzmann, dessen Aufzeichnungen ich bisher bis einschließlich erster Bemerkungen über das Aufmauern des neuen Südturms gelesen habe, hat in diesem Abschnitt nur eine kurze Bemerkung über eine steinerne Rinne geschrieben. Das in Hoffmann … 19. Jh.9b auf Seite 79 abgebildete Foto vom Abriss des Südturms lässt erkennen, dass bei diesem Arbeitsgang eigentlich zahlreiche Baudetails zutage traten, die im Sinne historischer Bauforschung zu notieren gewesen wären.
Hoffmanns summarische Wiedergabe von Salzmanns im weiteren Gang seiner Arbeiten notierten Befunden gibt zusammen mit Hoffmanns darin enthaltenem Kommentar, mit dem Ergebnis der Erneuerung der Westfassade und mit dem nachfolgenden Abschnitt der Erneuerungsarbeiten Anhaltspunkte für die Prioritäten von Salzmanns Befunderhebung.
Hoffmann … 19. Jh.9c, S. 85, linke Spalte: "Als Verblendmaterial des aufgehenden Bruchsteinmauerwerks fand er Steine von der Porta Westfalika von Brüchen bei Minden, Sandstein vom Süntel, in kleineren Mengen auch vom Deister und von Rehburg. Am Mittelgiebel soll ein schlecht geschichteter Sandstein verwendet worden sein, dessen Herkunft unklar blieb. Obernkirchener Stein fand Salzmann erst an Bauteilen, die nach 1400 erbaut waren.

• In Salzmanns Ende April 1888 vorgelegtem Entwurf hatte die von ihm neu entworfene Zwerggalerie den unteren Rand des großen Rosenfensters geschnitten. Der Ersatz des gesamten oberen Teils der Fassade zwischen den Türmen erlaubte es ihm, die Replik etwas höher zu setzen, sodass nun die Westrose nicht mehr von der Zwerggalerie geschnitten wird.
• Nach Abschluss der Arbeiten an der Turmfront ersetzte Salzmann das Fundament der Nordfassade. Mit großer Vorsicht und großem Kosten- und Zeitaufwand unterfing er dabei einzeln ein Joch nach dem anderen. Der Ersatz des Fundamentes war wohlbegründet, denn zu Beginn der 1830er Jahre war im Gewölbe des Südseitenschiffs ein bedrohlicher Längsriss aufgetreten (''Hoffmann … 19. Jh., S. 25)''9a

Aus Ernst Ehrhardts Bautagebuch hat Hoffmann hingegen zahlreiche Befundeintragungen im Wortlaut und mit Skizzen wiedergegeben (S. 132–142).

(3.) Erwartungen und Teilaspekte:

Ergebnismöglichkeiten:
Vorab sei daran erinnert, welche Bedeutung einzelne Befunde bei der Überprüfung einer Hypothese haben können:
• Unvereinbarkeit
• Vereinbarkeit
• (möglicher) Hinweis
• Nachweis

Teilaspekte der Untersuchung:
• Eine Portalgruppe zwischen den Türmen war nur sinnvoll in Verbindung mit einer guten Verbindung ins Kirchenschiff. Also musste zunächst deren Möglichkeit abgeklärt werden.
• Als nächstes war nach Spuren der Portale selber zu suchen.
• Nach deren Nachweis stellt sich die Frage nach der früheren Gestalt der Turmerdgeschosse.
• Flankierend: Da die gleichsam chronikalische Datierung der von Salzmanns Replik nachgeahmten Westportale anhand des Vergleichs von Siegel und Rathausgemälde der vordergründigen stilistischen Datierung anhand ihrer romanischen Formen widerspricht, war andernorts nach der Verwendung romanischer Formen in der letzten Phase des Mittelalters zu suchen.


(4.) Abbildungen des Doms:

(4.1.) Das stadtbremische Siegel von 1229:

    
 


Das Siegeltypar wurde wohl 1229 geschnitten. Das damals neue Rosenfenster ist geradezu liebevoll gezeigt. Im Gegensatz zu den nächstjüngeren Abbildungen ist korrekt dargestellt, dass es sich in einem Vollgeschoss, also unterhalb der Mittelschiffstraufen befindet.
Genauer betrachtet ist die Fläche darüber noch kein Giebeldreick, sondern das Mittelschiffsdach ist nach Westen abgewalmt.
Anders als in der heutigen Realität gibt es keine Portale in den Erdgeschossen der Türme, sondern drei Tore zwischen den Türmen.
Erstellt wurde der Stempel des Siegels lange vor der Aufstockung des Nordturms unter dem Dombaumeister (von der Funktion her eher Dombauherren) Doneldey und dem Erzbischof Burchard Grelle und vor möglichen anderen Turmerhöhungen, die in keiner Chronik notiert wurden.
Daher lässt sich nicht sagen, ob hinsichtlich der Türme 1230 eine Symmetrie oder eine Asymmetrie bestand.

Helen Rosenau äußerte schriftlich die Vermutung, die wohl von vielen Betrachtern des Siegels geteilt wurde und noch heute geteilt wird, eine Zweiturmfront mit drei Portalen zwischen den Türmen sei so etwas wie ein Kirchenlogo gewesen.10 Dann müssten aber andere Kirchen in dieser Weise dargestellt sein. In der Realität sind zwar die Westportale der Kathedrale von Chartres so angeordnet, aber üblicherweise liegt in Kirchenfassaden mit zwei Türmen und drei Portalen nur das mittlere zwischen den Türmen, jedes der beiden seitlichen unten in einem der Türmen.
Zur Frage der Abbildung typischer Einzelheiten oder aber Übernahme auswärtiger Schemata in mittelalterlichen Kirchendarstellungen siehe Kirchendarstellungen in mittelalterlichen Siegeln und Stifterbildern.

(4.2.)    1 6 .   u n d   f r ü h e s   1 7 .   J a h r h u n d e r t :

Im frühen 16. Jahrhundert entstanden kurz nach einander zwei Abbildungen der Westfassade des Bremer Doms.
beide zeigen in Anlehnung an das Stadtsiegel den Dom zwischen Gründungsbischof Willehad und Karl dem Großen,
die Gestaltung der Fassade ist jedoch sehr unterschiedlich.

(4.2.1.) Gründerrelief im Dom:
(Darstellung des Bremer Doms im Bremer Dom)

Gründerrelief von 1512 an der Brüstung der Orgelempore

Beim Umbau des Westchors zur Orgelempore wurde deren Brüstung um 1512 als Reliefband gestaltet, darin in der Mitte ein Stifterrelief nach dem Vorbild des Stadtsiegels. Dieses Relief zeigt die Domfront mit drei Portalen zwischen den Türmen, allerdings etwas ornamental verfremdet. Trotz wesentlich größeren Formats und bildhauerischer Feinheit ist das Gründerrelief insgesamt ungenauer als das Stadtsiegel:
Das Rosenfenster ist realitätsfern im Giebeldreieck platziert und daher zu klein. Dementsprechend fehlt der Blendenschmuck des Giebels.
Die Galerie unterhalb des Rosenfensters, im Stadtsiegel nicht gezeigt, ist im Gründerrelief übergroß, aber nur zwischen den Türmen abgebildet.
Hier haben beide Türme einen waagerechten Mauerabschluss. Die Turme unterscheiden sich von einander in den Geschosshöhen und den Dachformen:
Der Nordturm hat eine hohe Spitze, der Südturm, in Stadtpanoramen und in Bruyns Gemälde mit einem Kreuzdach versehen, hat im Gründerrelief ein etwa 60° geneigtes Zeltdach.

In den Türmen gibt es keine Tore. Die Gruppe von drei Portalen zwischen den Türmen wirkt ornamental verfremdet. Erstaunlicherweise ist – im Tympanon des übergroßen Mittelbogens – das kleine Mittelfenster dargestellt, das sich real – lange Zeit durch eine Wandskulptur kaschiert – zwischen den Bögen der beiden Blendarkaden befand und auch heute befindet. Falls die Eingangspartie erst ab 1502 ihre heutige Aufteilung bekam, ist nachvollziehbar, dass man sich bei dem Gründerrelief am Zustand vor dem Umbau orientierte. Trotzdem ist, übergroß aber nur zwischen den Türmen, die hölzerne Galerie schon mit dargestellt.

(4.2.2.) Das Gemälde im Rathaus:

Das Fresco von Bartholomäus Bruyn ist die erste in vieler Hinsicht exakte Abbildung des Doms. Trotzdem leistete Bruyn sich ein paar künstlerische Freiheiten:
Bei den Portalen ist der Bereich unterhalb der Stürze der Eingangstüren auf das Doppelte überhöht, und der Giebel des Mittelschiffs ist zu breit, die Türme zu schmal dargestellt.

Beim Vergleich mit der Zeichnung von Dahlberg und Fotografien fällt auf,
dass Bruyn die real spitzen Kleeblattbögenen (genasten Spitzbögen) der Jungfrauengalerie rundbogig gemalt hat.
Die Geschosshöhen beider Türme unterscheiden sich bei Bruyn kaum, ebenso die Höhenlagen der Basen der beiden Dächer, des hohen spitzen Pyramidendachs auf dem Nordturm und des Kreuzdachs auf dem Südturm. Im Nordturm hat er das Geschoss mit dem sehr schmalen kleinen Fenster zwischen zwei Zwillingsblenden weggelassen. Ihm ähnelt das Geschoss, das er auf dessen Höhe im Südturm dargestellt hat. Kräftige Kapitelle lassen die Schallöffnung im Glockengeschoss von Bruyns Südturm als romanisches Vierfachfenster erscheinen. Bippen fand auch das fensterlose Geschoss darüber romanisch. Nur die mit einer Figur geschmückte Blendnische im Giebeldreieck des Kreuzdachs ist in Bruyns Südturm eindeutig spitzbogig.

Bilder vor und nach dem Einsturz des Südturms:

Ausschnitt aus M. Bruyns Fresco im Rathaus 1532

Ausschnitt aus Ta(b). XV der Dilich-Chronik 1603

Ausschnitt aus Georg Braun &
>Frans Hogenberg: „Brema“ in Civitates Orbis Terrarum 1572


Zeichnung von Erik Dahlberg 1695

Westansicht zw. 1883/84 und 1887/88
(4.3.) Stadtansichten bis zum Einsturz des Südturms:

Die Darstellung beider Türme in den in den folgenden hundert Jahren erstellten Stadtansichten ist zwar mehr oder weniger vereinfachend, aber doch beachtenswert:
Im Holzschnitt von Hanns Weigel, wie alle seine Werke entstanden zwischen 1549 und vor 1577, hat auch das Pyramidendach des Nordturms Giebeldreiecke.
Die Basen beider Turmdächer sind in annähernd gleicher Höhe platziert,
der Südturm in seiner Gesamthöhe durch ein sehr steiles Kreuzdach und eine hohe Wetterfahne dem Nordturm angenähert,
dessen Spitze zudem durch den oberen Bildrand abgeschnitten ist. Die Liebfrauenkirche hat bei Weigel nur einen einzigen Turm.
Der 1572 (oder 1577) herausgegebene 1. Band des Werkes Civitates Orbis Terrarum des Verlegers Georg Braun und des Kupferstechers Frans Hogenberg zeigt von Bremen ein Panorama mit Betrachterposition jenseits der Weser und einen Vogelschauplan.
Das Weserpanorama stimmt teilweise mit dem Holzschnitts von Hanns Weigel überein,
ist aber hinsichtlich der Türme der Liebfrauenkirche und des Doms offensichtlich realitätsnäher.
Beide Türme sind mit Giebeldreiecken dargestellt, aber der Nordturm mit hoher Spitze hat unterhalb davon vier Freigeschosse,
der Südturm ein Kreuzdach und unterhalb nur drei Freigeschosse.
Der Vogelschauplan ist wegen seiner Kolorierung beliebt, aber topografisch besonders ungenau.
In diesem Plan haben beide Türme nur zwei volle Freigeschosse, der Nordturm korrekterweise ein hohes spitzes Dach mit umlaufender Traufe, der Südturm ein deutlich niedrigeres Kreuzdach. Dessen Ecken liegen etwas niedriger, als die Traufe des Nordturms.

Wilhelm Dilich brauchte sich nicht auf Fremddarstellungen zu verlassen, da er selber mehr als einmal in Bremen war.
In seiner illustrierten Chronik Bremens von 1603 hat im weserseitigen Stadtpanorama der Nordturm vier Freigeschosse unter der umlaufenden Traufe seines hohen Pyramidendachs,
der Südturm drei Freigeschosse unterhalb der Giebeldreiecke seines Kreuzdachs.
Auf dem landseitigen Panorama haben beide Türme je ein Freigeschoss weniger.
Dilichs Vogelschauplan lässt sich so verstehen, wie sein Weserpanorama, da er das unterste Fenster des Südturms in Traufenhöhe des Schiffs eingezeichnet hat,
dabei die neue, hallenartige Bauform von der Nordseite auf die Südseite der Kirche verlegend.
Die Häufung der gleichartigen Unterschiede in Mauerhöhen und Geschosszahlen in den Stadtansichten drängt zu einer differenzierteren Bewertung der großformatigen Domansichten in Emporenbrüstung und Rathaushalle.

Rekonstruktionsversuch:

Das Gemälde im Rathaus lässt sich in Richtung größerer Realitätsnähe bearbeiten: Die Löwen lassen genug Platz, sie zu retuschieren und das Erdgeschoss zu vervollständigen. Der Nordturm kann durch Einfügen des dem fehlenden Geschoss ähnlichen vervollständigt werden. und das ganze auf die Proportionen zu bringen, die für bis 1887 erhaltenen Teile dokumentiert sind. Dass Bruyn den Umhang des Kaisers vor die linke untere Ecke der Fassade hängen ließ, ist als Kunstgriff durchschaubar, eine schon damals leere Skulpturenkonsole zu verdecken.


Angleichung der Darstellungsgrößen, Begradigung der Dahlberg-Zeichnung von 1695
und Versuch der Rekonstruktion der Fassade von 1532


(4.4.) Darstellungen nach dem Einsturz des Südturms:

(4.4.1) Turmruine im 17. Jahrhundert:

Ein anonymes und undatiertes Ölgemälde der Ruine des Südturms ist heute im Dommuseum zugänglich. Nach dem Ausmaß der dargestellten Substanzverluste im Vergleich zu der 1661 in der Koster-Chronik gedruckten Darstellung von Johan Nutzhorn dürfte es vor dieser entstanden sein, aber wohl nach dem Brand des Nordturms 1656, sofern die im Vogelschauplan von Matthäus Merian d. Ä. um 1640 angedeutete Einschalung des Südturms real war und bis zum Brand bestand. Es zeigt auf der Ostwand des Turms deutlichen Vegetationsbewuchs, nicht aber auf dem Schutt im Turm und nicht auf der Westwand. Das passt zu der bei Merian angedeuteten vorherigen Verkleidung der Ruine
Die Belegkraft eines Gemäldes ist zweifellos geringer als die einer Fotografie. Trotzdem sei auf kleine Details hingewiesen: Der Schutt vor der Blendarkade unten am ersten Turmobergeschoss verdeutlicht den Rücksprung der Turmobergeschosse im Verhältnis zum Eingangsgeschoss. Die Wandquader an der Südwand nahe der Gebäudeecke zur Eingangspartie sind – über die Helligkeit oberhalb eines mit dargestellten Schattenwurfs hinaus – deutlich heller als die der übrigen Südwand. Auch in der nicht vom Sonnenlicht beschienenen Westwand ist die Wandfläche der Portalzone heller dargestellt als die Westwand der darüber liegenden Turmgeschosse und des Mittelschiffsgiebels. Das könne ein Hinweis auf deutlich geringeres Alter sein, eben den Unterschied zwischen frühem dreizehnten und frühem sechzehnten Jahrhundert. Der Helligkeitsunterschied ist sogar noch auf manchen Fotos des 19. Jahrhunderts zu erkennen.


Vogelschauplan BREMA,
Matthäus Merian zw. 1638 u. 1642


Ölgemälde des Südturms, anonym, nach
Brand des Nordturms 1656, vor Nutzhorn


J. Nutzhorn, nach Brand d. Nordturms,
eingetragen 1661 in der Kosterchronik


Foto von Louis Oscar Grienwaldt, zw.
1864 (Börse) und 1879 (Straßenbahn)


(4.4.2) Zeichnungen und Fotos aus dem 19. Jahrhundert:

Beachtenswert in Fotos des Doms vor der Erneuerung sind die Unterschiede zwischen den Geschossen: Die Nordwestecke ist einmal erneuert worden, zu erkennen an einer Stufe im Gesims oberhalb des dritten Obergeschosses. Der seitliche Vorsprung der Mauerecke (nicht aber der Nordwand) muss schon vor der Reparatur bestanden haben, denn die Verteilung der Blenden in den unteren drei Obergeschossen harmoniert mit der Breite der Westwand des Turms. Die Steinoberflächen aus der Erneuerung sind heller als die benachbarten. Eine derartige Erneuerung mag auch dort vorgelegen haben, wo vom helleren Mauerwerk kein so detailiertes Foto vorliegt. Von den Obergeschossen unterhalb des Rücksprungs haben die beiden unteren romanische Blendengliederungen, das dritte schon spitzbogige. Die nächsten beiden oberhalb des Rückspungs zeigen gotische Blenden und Fenster. Das oberste Geschoss ist kaum gestaltet und hat hellere Oberflächen. Die Schlichtheit findet sich schon im Gemälde von Bruyn, das dieses Geschoss noch ohne Uhr zeigt.
Die beiden Geschosse oberhalb des seitlichen Rücksprungs dürften aus der chronikalisch überlieferten Turmerhöhung unter Erzbischof Burchard Grelle ab 1345 stammen. Das Geschoss darüber ist mit seinen helleren Wandoberflächen als jünger anzunehmen. Der Mangel an Zierrat legt nahe, es den Provisorien zuzurechnen, mit denen der Domumbau um frühen 16. Jahrhundert abgeschlossen wurde.

Nordturm und Mittelteil der Westfassade um 1887


Bremer Dom von Osten (aus dem Baumhof) um 1820

Weitere derartige Provisorien sind die Schleppdächer über den Seitenschiffen. In einer um 1820 angefertigten Zeichnung des Doms von Osten ist unterhalb des Schleppdachs des Südquerhauses das erhaltene Traufensims aus romanischer oder frühgotischer Zeit zu sehen. Eine weitere Spur des eiligen Bauabschlusses war ein nicht zu Ende geführter Fries in der Nordfassade. Diese Baudetails bestärken die Vermutung, auch in der schlichten hölzernen Galerie ein Provisorium zu sehen, die im Bruyngemälde die Erdgeschosszone der Westfassade nach oben begrenzt. Sie ist ein weiteres Indiz, dass diese Zone 1532 neu war.


Unterer Teil der Westfassade um 1887
(Bremer Domportale vor der Erneuerung)

Linkes Westportal vor 1888

Das Maßwerk der Oberlichter mit seinen sphärischen Dreiecken trägt spätgotische Züge.

Spätgotisch einzuordnen ist doch wohl auch die Gestaltung der Fenster,
die 1532 in den Blendarkaden zwischen den Westportalen dargestellt sind,
im 19. Jahrhundert dann aber schlichten Türen zu der damals als Lagerraum genutzten Westkrypta gewichen waren. Um 1500 etwas umgestaltet worden ist die Eingangspartie also auf jeden Fall.

Das Brautportal an der Nordseite des Langhauses wurde bei der 1817 beschlossenen Renovierung der Nordfassade nach dem Vorbild der Westportale umgestaltet. Das spätgotische Maßwerk in romanischer Arkatur kann hier eine Wiederverwendung aus dem südlichen Westportal sein, das auf frühen Abbildungen der Turmruine noch in der Form von 1532 dargestellt ist, während Fotos vor 1888 von den Gewänden eingerahmt eine Wand mit einer einfachen spitzbogigen Tür zeigen.


Nordseite des Bremer Doms, Tuschezeichnung von Anton Radl, 1819

Foto der Nordseite des Bremer Doms von Louis Koch, 1885
(Bremer Dom schon ohne angebaute Gottesbuden)
(4.4.3) Improvisierter Figurenschmuck

Die Skulpturen in den Bögen, also der kreuztragende Christus im linken Bogen und der gekreuzigte Christus im rechten Bogen, bilden zwar thematisch eine Bilderfolge, wurden aber nicht als Bilderfolge geschaffen: Das Gesicht des Gekreuzigten ist bartlos oder nahezu bartlos und wirkt fast jugendlich. Der Kreuztragende hat einen kräftigen Bart und eine beginnende Stirnglatze. Reinhard Karrenbrock datierte 1995/96 stilistisch den kreuzigten Christus auf den Beginn des 15. Jahrhunderts (weicher Stil) und den kreuztagenden auf das Ende Jenes Jahrhunderts. Er äußerte sich verwundert über die ihm unerklärliche Pause zwischen beiden bei der skulptorischen Bebilderung der Westfassade.11
Wie Alfred Löhr vermerkte, waren die fünf törichten Jungfrauen, entstanden etwa zur selben Zeit wie das Stadtsiegel, von ihren Proportionen her nicht für die große Höhe der Blendgalerie im Giebel vorgesehen.12
Angenommen wird, dass sie zusammen mit fünf nicht erhaltenen klugen Jungfrauen zunächst zu einem geräumig ausladenden Gewände des Brautportals gehörten.



Eine der fünf törichten Jungfrauen, bis 1888 im Giebel­dreieck, Blend­galerie unterhalb der Marienkrönung

Gekreuzigter Christus, 14. Jh., bis 1888 im rechten Bogen der Westfassade

Kreuztragender Christus, um 1490, bis 1888 im linken Bogen der Westfassade

Kreuztragenden Christus mit Nagelbrett

Kreuztragenden Christus mit Nagelbrett, Derick Baegert, ca. 1480/90

5.) Die Westkrypta:

(5.1.) Lagebeziehungen:

Ein Hauptportal aus drei Toren zwischen beiden Westtürmen bedeutete bei der Raumaufteilung des Bremer Doms,
dass die Westkrypta die Eingangshalle zum Kirchenschiff bildete. Das erfordert ihre genaue Betrachtung:

Ihr Fußboden liegt heute 30 bis 40 cm unter dem Straßenniveau am Fuß der Domstufen. Das Straßenniveau steigt üblicherweise im Lauf der Jahrhunderte an. So wurde etwa 60 m westlich der Domportale der Torweg der porta contra forum 1,6m unter dem neuzeitlichen Straßenpflaster gefunden, und das Pflaster des Marktplatzes aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts lag großflächig etwa 1,2 m unter dem heutigen.3 Daher dürfte der Fußboden der Westkrypta zur Zeit ihrer Anlage und zur Zeit der Errichtung der Westtürme über dem Bodenniveau des Vorplatzes gelegen haben.

Wenn der Hauptzugang zum Kirchenschiff durch die (umgenutzte) Krypta führte, erforderte das eine Verbindung zwischen Krypta und Kirchenschiff, die große Menschenmengen bewältigen konnte und die für Prozessionen geeignet war. Die archäologischen Befunde vom östlichen Ende der Krypta vor 1502 stehen einem Aufgang aus zwei breiten sanft ansteigenden Treppen nicht entgegen, siehe die Grabung von Helen Rosenau 1931.



Westkrypta,
Übersicht aus Nordosten



Westkrypta,
Mittelschiff aus Westen



Mittleres Kapitell der nörd-
lichen Arkade aus SSW


(5.2.) Bedeutung:

Orte der Stille waren Krypten auch in vielen anderen mittelalterlichen Kirchen nicht.
Wo in Wallfahrtskirchen bedeutenden Reliquien aufbewahrt und gezeigt wurden, schuf man getrennte Ein- und Ausgänge,
um durch einen Besucherfluss in kurzer Zeit Pilgern in großer Zahl zu ermöglichen, einer Reliquie nahe zu kommen.
Die Funktion als Eingangshalle wäre wohl einmalig, aber weit zum Kirchenschiff offene Krypten gab es auch andernorts

Seit dem vollständigen Materialersatz der übrigen Turmfront ist die Westkrypta der einzige Bereich, wo mittelalterliche Spuren zu finden sein können.


(5.3.) Bauaufnahme vor der Domerneuerung:

1897, gleichsam am Vorabend der Domerneuerung, hat Wilhelm von Bippen die Westkrypta aufgenommen.13 Damals war unter vielen Schichten von Anstrich nicht nur das Mauerwerk der Wände verborgen, sogar die Ornamente der Kapitelle waren seinen Worten zufolge kaum zu erkennen. Schon damals wies die Krypta im mittleren und westlichen Teil beiderseits Einengungen auf. Im mittleren Joch waren sie schon damals die anhand seitlich verschwindender Gurtbögen und Gewölbe als nachträglich entstanden zu erkennen. Im erst bei der Errichtung der Türme angefügten westlichen Joch end(et)en die westlichen Gewölbegrate, an den einengend vorgezogenen Wänden allerdings verkrümmt, was auf einen Umbau dieses Gewölbes deuten kann. Ein teilweise umgebautes Joch gibt es beispielsweise in der Bremer Liebfrauenkirche: Das mittlere Ostjoch der frühgotischen Vierstützenhalle wurde zur Hälfte ersetzt, als die Kirche 1407 ihren heutigen Chor erhielt. Die flache Wandnische am zweitwestlichsten (damals mittleren) Joch der Nordwand hatte damals noch eine tiefer in die Wand reichende rechteckige Nische.


Wilhelm v. Bippen: Grundriss der Westkrypta, 1888

Wilhelm v. Bippen: Längsschnitt der Westkrypta, 1888

(5.4) Archäologische Grabung von Helen Rosenau:

Als Helen Rosenau 1931 nachwies, dass die Bremer Westkrypta zunächst vier Joche lang war und ihr östlichstes Joch durch späteren Umbau verloren hat,10 fand sie in der Ostwand des Mittelschiffs der Krypta eine zur Krypta hin halbrunde Apsis, deren Mauerwerk nach außen hin eher einen rechtwinkligen Grundriss hatte. Sehr nahe der Nordostecke fand sie die nördliche Laibung eines Portals mit Ansätzen zweier Stufen einer ins Kirchenschiff hinauf führenden Treppe.
Die Lücken zwischen der Apsis und dem nachgewiesenen Mauerwerk an Nordost- und Südostecke (bzw. den darüber stehenden Pfeilern der Langhausarkaden)
lassen Platz für wesentlich breitere Treppen, als Frau Rosenau angenommen hat.
Die in den 1970er Jahren in dem anschließenden Langhausjoch gefundenen Gräber wurden erst in der frühen Neuzeit angelegt. Damit bilden die archäologischen Befunde keinen Hinderungegrund für die Annahme zweier etwa zwei Meter breiter sanft ansteigender Treppen, wie sie einer Verbindung vom Haupteingang ins Kirchenschiff angemessen waren.



(5.5.) Heutiger Zustand und eigene Untersuchung:

Heutzutage reicht die Krypta weiter nach Osten als vor Ummbaumaßnhemen Salzmanns und nach dem Zweiten Weltkrieg, aber durch eine Wand im Bereich des östlichen Säulenpaares ist das von Helen Rosenau entdeckte östliche Joch abgetrennt und dient als Umkleideraum. Abgesehen von jener Wand ist sie heute steinsichtig.
Zu den Spuren des 1522 provisorisch beendeten Umbaus gehören zwei als Kapitelle genutzte Säulenbasen, wahrscheinlich von der alten Ostwand der Krypta.
In den Säulenteil des nordwestlichen Pfeilers wurde passend die Basis einer wandbündigen Säule eingesetzt.
Die in die mittlere Säule der Nordarkade als Kapitell eingesetzte Säulenbasis hat an drei seiten sorgfältig gearbeitete Ringwulste. An der heutigen Südseite ist sie durch grobe Behauung den übrigen Seiten angeglichen, aber nahe einer Ecke gibt es eine durch glatte senkrechte Flächen begrenzte Aussparung, geeignet zum Einsetzen eines hölzernen Bauteils, beispielsweise eines Rahmens. der vorher in der Wand verborgene Teil relativ grob den Ringwulsten der vorher freiliegenden Seiten angenähert.

Die Nachträglichkeit der schon von Von Bippen festgestellten Einengungen ist an den Gurtbögen und einem in das Mauerwerk der Westwand integrierten Bogen zu erkennen, die an den Außenwänden der Krypta weit oberhalb der Kämpferhöhe verschwinden. Mit den Kreuzgratgewölben ist es ähnlich, mit Ausnahme der Westseite der Westverlängerung. Allerdings verläuft der nordwestliche Grat des nördlichen Westjochs auffällig ungerade, was von einem teilweisen Umbau herrühren kann. Ein teilweise umgebautes Joch gibt es beispielsweise in der Bremer Liebfrauenkirche: Das mittlere Ostjoch der frühgotischen Vierstützenhalle wurde zur Hälfte ersetzt, als die Kirche 1407 ihren heutigen Chor erhielt.

Die südliche Einengung der westlichen Domkrypta ist seit dem vollständigen Ersatz des Südturms in gleichmäßigen geglätteten Sandsteinquadern ausgeführt und nicht mehr zu beurteilen.

Auf der Nordseite wurde die im Bereich des alten Westjoches, heute also zweiten Joches von Westen, die Nordwand bei Salzmanns Domerneuerung im Material erneuert und außerdem die von Bippen dargestellte kleine rechteckige Nische in der Rückwand der großen rundbogigen Nische verschlossen. Ansonsten sind große Teile des Mauerwerk aus mehreren Bauphasen original erhalten, was interessante Rückschlüsse auf die Baugeschichte ermöglicht:
Die alte Begrenzung der romanischen Westkrypta liegt auf der Nordseite in den beiden heute östlichen Jochen zutage, auf der Südseite im heute östlichsten Joch. Das Mauerwerk besteht hier aus relativ kleinen Sandsteinquadern (Breiten 30–40 cm, Höhen 9–15 cm) mit ungeglätteter Oberfläche. An der Grenze zwischen den Jochreihen stehen Wandsäulen,
deren dreiviertelrunder Schaft und der große Wandquader dahinter jeweils Teile desselben Steinblocks sind. Durch die nördliche derartige Wand schlängelt sich kurz vor ihrer Westgrenze eine vertikale Baunaht.


Wandbündige Säulen an der
ehemaligen Westwand


Wandständige Säule(n) in
der nördlichen Nische


Wandbündige Säule an der
östlichen (alten) Nordwand


Wandbündige Säulen an der
östlichen (alten) Südwand


Beim Beginn des Turmbaus wurden die Südwand des Nordturms und die Nordwand des Südturms in ihren östlichen Dritteln auf die Seitenwände des romanischen Westchors gestellt, und im gleichen Zug der Chor um die beiden westlichen Drittel der Turmwände verlängert. Später bemerkte man eine Überlastung der alten Chorwände. Um die Stabilität zu verbessern, verstärkte man die Nordwand der Krypta durch zwei Strebepfeiler, die eine rundbogige Nische einrahmten, welche man mit zwei Säulen schmückte. Sie wäre geeignet für eine Heilgenskulptur oder einen Altar gewesen, aber über die Nutzung gibt es keine Überlieferung.
Die Höhen der Säulenschäfte liegen mit 129,5 cm bzw. 131 cm im unteren Bereich der übrigen Schafthöhen (130–136 cm). Auch die Dicken sind etwa gleich. Die Säulentrommeln sind vollständig, die Säulen stehen also frei. Wenn es umgenutzte Säulen sind, müssen sie auch an ihren früheren Aufstellungsorten frei gestanden haben, im unterschied zu den wandbündigen Säulen an den alten Längswänden und der alten Westwand der Krypta. Wenn sie vorher zu beiden Seiten des Apsisbogens (siehe Rosenau) gestanden haben, kann diese prominente Position Grund für einen höheren Aufwand gegeben haben. Es mag allerdings, aus seit der entsprechenden Wandverbreiterung nicht mehr erkennbarem Zusammenhang, auch an Nordwestecke und Südwestecke der alten Westjoche wandständige statt wandbündiger Säulen gegeben haben. Nach dem Bereich um die Nische verstärkte man in zwei Phasen die Grundmauern weiter westlich durch Vorsetzen einer Mauer im Nordschiff der Krypta (im Südschiff wahrscheinlich analog). Das Mauerwerk der ersten Phase ist relativ regelmäßig und geglättet. Es wird im Westen durch eine senkrechte gerade Baufuge begrenzt.
Das Mauerwerk der zweiten Phase ist im unteren Teil sehr unregelmäßig. Darüber steht eine Reihe regelmäßiger Steinquader, aber mit Ausbrüchen, und darüber liegt ein Gesims. – Oberhalb davon wurde das Mauerwerk wohl von Salzmann ersetzt. Das ganze wirkt wie eine Kombination von schlecht vorbereiteten und von wiederverwerteten Steinen, wieder passend zum provisorische beendeten Umbau des frühen 16. Jahrhunderts. Dieses Mauerwerk reicht bis in die Westwand. Indem es das Fenster, das zeitweilig eine Tür war, nach Norden begrenzt, ist es ein Indiz, dass dieses Fenster eine breitere und bis zum Fußboden reichende Wandöffnung als Vorgänger hatte. Damit ist der Beweis erbracht, dass sich hier bis 1502 eine Tür befunden hatte, dass also die von Bruyn gemalten Portale in den Türmen und die beiden breiten Bögen vor der Krypta erst beim Umbau des frühen 16. Jahrhunderts geschaffen wurden.

Wenn die Säulen in der nördlichen Nische bei der östlichen Verkürzung der Krypta angefallen waren, lagen die Phasen ihrer Verschmälerung zeitlich nahe bei einander, aber die Bedingungen änderten sich schnell: Zuerst wollte man die Kathedrale verschönern, dann die Sicherung weiter verbessern, zuletzt irgendwie fertig werden.



Heutige Ostjoche mit alter Nordwand


Eingeengtes westliches Nordschiff

Detailfotos: Ecke und Nische

Einengung des alten West­jochs
nach 1888 teil­weise im Material ersetzt;

Nördliche Einengung im Bereich der Westverlängerung der Krypta:
(Durch Anklicken lassen sich die Fotos, wie auch alle übrigen, einzeln aufrufen und dann in voller Auflösung betrachten, hier 3000 x 4000 bzw. 4000 x 3000 Pixel.)

Nördliches Westfenster, darüber
Teil eines breiteren Bogens,
rechts westlichste Nordwand;
dazu: → Wand in Nahaufnahme



Zwischen westl. und mittl. Leuchter:
links oben (wiederverwertetes?)
Gesims, unten unregelmäßig,
rechts einigermaßen regelmäßig



Regelmäßiges Mauerwerk mit mittl.
und östl. Leuchter; aber links oben
über dem Gesims und rechts
über der Nische ab 1888 erneuert


Übersicht mit wahrscheinlich
nacheinander vorgezogenen Abschnitten




Nach der Verdeutlichung des Zeitablaufs in der Westwand des nördlichen Kryptenschiffs sind auch in der Westwand des mittleren Schiffs Indizien zu erkennen:
Die flächenhafte Quaderverblendung der Wand reicht nicht ganz bis an den Gewölbeanschluss. Teilweise ist die Sandsteinfläche durch eine gebogene sauber aus geführte Fuge begrenzt, die sie zu einem Halbkreisbogen ergänzen lässt, der beidseits nahe am Gewölbeanschluss beginnt, in Scheitelnähe aber etwas größeren Abstand hat. Der Saum zwischen Sandsteinkante und Gewölbeanschluss hat eine geweißte grobe Mörteloberfläche. An ein paar Stellen sind Steinquader eingefügt, die nach unten in das Sandsteinfeld ragen. Aus diesen Befunden lässt sich folgern, dass das Sandsteinfeld die mittlere der drei im Siegel dargestellten Portalöffnungen verschließt. Die beiden heutigen Bögen im Erdgeschoss der Fassade nehmen bekanntlich keinen Bezug zur Schiffseinteiling der Krypta.
In der Portalgruppe vor der Krypta können allerdings die Einzelportale nicht so breite Gewände gehabt haben, wie die späteren Turmportale.


Westwand des Mittelschiffs, Bogenkante und Extraquader




Westwand des Mittelschiffs der Krypta (über der Silbermann-Orgel)



Westwand des Südschiffs, vollständig von Salzmann ersetzt


Mittlere Westwand, ver­mauer­ter Bogen unter Gewölbebogen
(Weitwinkel aus nächster Nähe)



Westwand des Nordschiffs, drei unterschiedliche Bogenlinien
Die beiden Flächen mit Wandöffnungen aus dem frühen 13. Jahrhundert, die im frühen 16. Jahrhundert vermauert wurden, unterscheiden sich deutlich von der Westwand des südlichen Kryptenschiffs. Weil der eingestürzte Südturm einschließlich seiner Fundamente ersetzt wurde, wurde zusammen mit dem westlichen Teil der Südwand auch die westliche Stirnseite dieses Schiffs ersetzt, ebenso das südwestliche Gewölbejoch. Fensterbogen und Gewölbe­anschluss sind dort aufeinander abgestimmt, und die Wandfläche zwischen beiden ist im Material einheitlich.
(7.) Erdgeschosse der Bremer Domtürme:

Der 1638 eingestürzte Südturm sollte bei der Domerneuerung 1888 von Anfang an aus Sicherheitsgründen bis zum Erdreich unter den Fundamenten abgetragen und anschließend völlig neu errichtet werden. Während der Abbrucharbeiten notierte Salzmann als einziges Detail eine steinerne Rinne – ohne deren Lage anzugeben

Den Nordturm hat Max Salzmann schließlich „bis auf das Untergeschoss“ abgetragen, wie er auf 1896 auf der XII. Wander­versammlung des Verbandes Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine referierte.14 Das von ihm neu angelegte Vierpassfenster in der Nordwand des Turmerdgeschosses zeigt dass „bis auf …“ hier „bis einschließlich …“ bedeutet.
Die Diskrepanz zwischen Salzmanns eigenen Äußerungen und der Darstellung durch Hans-Christoph Hoffmann (… 19. Jh., S. 85)9c, „Nordturm, der bis auf die Höhe des dritten Obergeschosses abgetragen wurde“, mag die Ablehnung des Bremer Domarchivs erklären, Salzmanns Bautagebuch direkt oder als Scan zur wissenschaftlichen Auswertung zur Verfügung zu stellen.
Aus Darstellungen des Doms von Ernst Ehrhardt in seinem Beirag Die alten Kirchen in Bremen und seine Bauten, 1900)15 auf S. 81, Rudolf Stein (1955)16 und Hans-Christoph Hoffmann9 geht hervor, dass Max Salzmann einige Befunde zum Erdgeschoss des Nordturms notiert hat. Wohl hat schon er selber Beobachtungen und Schlussfolgerungen mit einander vermengt. Erst recht enthalten die Sekundärdarstellungen weniger konkrete Beschreibungen als – oft waghalsige – Interpretationen. Für die in dieser Arbeit untersuchte Fragestellung ist nur interessant, was Salzmann an materiellen Befunden notiert hat. Dazu sind alle Notizen über den Abbruch des Nordturms auszuwerten.

Die Befunde dieser Arbeit aus der Westkrypta sind unumstößlich, aber die Ergänzung durch Befunde Salzmanns aus dem Nordturm wären wünschenswert. Dazu gehören mögliche Materialunterschiede zwischen vorderen Wandschichten (entsprechend der Tiefe des Stufenportals) und hinteren (schon im 13. Jahrhundert errichteten). So etwas kann Salzmann bemerkt haben, ohne dass die Fragestellung nach zeitlich unterschiedlichen Positionen der Westportale in seinen Vorstellungen lag. Auch unverzahnte Grenzen zwischen verschiedenen Arten von Mauerwerk könnte er beobachtet und notiert haben. Das würde einen Beweis für das geringere Alter der Turmportale ergeben.
Dem Vernehmen nach soll die Archivleitung (deren personelle Zusammensetzung nicht kundgetan wurde) vorgeschrieben haben, Salzmanns Aufzeichnungen über Nordturm und Westfassade niemals im Original (und damit auch nicht als Scan) bereitzustellen.

Welche Institution oder Person auch immer unter den heutigen technischen Möglichkeiten darauf beharrt, ein von ihr aufbewahrtes Dokument nur als Abschrift bzw. in Abschriften kurzer Abschnitte zur wissenschaftlichen Auswertung bereit zu stellen, nicht im Original oder als Scan, behält sich damit die Möglichkeit vor, den Wortlaut zu verfälschen, denn ein Scan erfordert weniger Zeit als eine Abschrift und beansprucht die materielle Substanz des Originals nicht mehr sondern weniger. Damit untergräbt diese Institution oder Person ihre Vertrauenswürdigkeit. Als Quelle zur Erforschung des in dem original vorhandenen Dokument dargestellten Sachverhaltes sind derartige Abschriften ungeeignet. Jede auf ihnen fußende Aussage kann falsch sein. Wer sich darauf verlässt, arbeitet wissenschaftlich unsolide, macht sich zum Handlanger gezielter Manipulation.

Nördliche Turmbasis vor 1888

Nördliche Turmbasis 2024

(7.1.) Datierung des Stadtsiegels:

Die Präsentation des Bremer Staatsarchivs weist darauf hin, dass das Bremer Stadtsiegel zuerst in einer Urkunde von 1229 erwähnt wurde. Zu der Frage, wann das Typar geschnitten wurde, lohnt ein Blick auf den Wortlaut dieser Urkunde und auf die – wesentlich bekanntere – im Bremischen Urkundenbuch1 davor abgedruckte Urkunde.

Zunächst die Urkunde mit der Erwähnung des Siegels:
Sie ist ein Schlichtungsvertrag hinsichtlich der Jakobikirche zwischen dem Ansgarikapitel und zwei Brüdern, in denen der Zusammensteller des Urkundenbuches die Söhne des Stifters der Kirche vermutet, aufgesetzt vom Dekan des Kapitels und einem Bürger namens Otto Rufus. Die Urkunde weist zwei Einschnitte zum Anhängen der Siegel auf, die aber beide abhanden gekommen sind. Der letzte Satz lautet:
„Otto Rufus etiam noster collega, ut presens ordinatio tanto forciorem optinere posset firmitatem, promisit, se velle presens scriptum appositione sigilli civitatis roborare. Acta sunt hec anno gratie M.CC.XXIX.“ („Otto Rufus, der dazu befugt ist, verspricht, das Schreiben durch Anfügen des Siegels der Stadt bekräftigen zu wollen. … “). Das Typar war also vorhanden, aber die Urkunde musste zur Besiegelung noch zu seinem Aufbewahrungsort gebracht werden.

Die Urkunde davor regelt die Aufteilung der Liebfrauenpfarrei. Der letzte Satz lautet: „Nostrum autem desiderium seu ordinationem pio favore prosequentibus optamus gaudia quietis eterne pertingere ad pacem et concordiam civium supernorum. Actum Breme anno gratie M.CC.XXIX, anno Domini Gregorii pape (anno) II., pontificatus nostri anno X.“

Wegen Bezug auf das zweite Regierungsjahr Papst Gregors IX. wird sie auf vor dem 20. März 1229 datiert. Als Zeugen werden genannt: ein Heremannus decanus, zwischen verschiedenen kirchlichen Amtsträgern auch ein Johannes de Beversato ohne Amt und am Schluss „cannonici Bremenses, et quam plure alii clerici et laici civitatis Bremensis.“ An einem Pergamentstreifen hängt das Siegel des Erzbischofs. Trotz der Beteiligung von Bürgern ist kein Siegel der Stadt angehängt, trotz der Beteiligung des Dekans des Ansgarikapitels nicht dessen Siegel. Das mag damit zu erklären sein, dass ein Nebeneinander mit anderen Siegeln unter der Würde des Erzbischofs gelegen hätte. Es kann aber auch sein, dass es das Siegel des Ansgarikapitels und das Stadtsiegel noch nicht gab.


(7.2.) Romanik in und nach der Zeit der Gotik:

Zur Verwendung romanischer Formen nach Mitte des 13. Jahrhunderts lassen sich in zwei Ansätze unterscheiden. Zunächst ist es das Festhalten an romanischen Formen, analog zum Festhalten an gotischen Formen in der Nachgotik könnte das als Nach-Romanik bezeichnet werden. Ein Beispiel ist der Turm der Martinskirche in Baar im Schweizer Kanton Zug, nach Mitte des 14. Jahrhunderts, aber mit romanischen Koppelfenstern. Der andere Ansatz ist das Wiederaufgreifen romanischer Formen in einem Umfeld, wo sie schon längere Zeit nicht mehr gebaut wurden. Dazu gehört der 1596 errichtete Turm der Kirche von Hohennauen Im Havelland. Bis zu seiner genauen Erforschung 2016 hatte man die unteren Teile für original romanisch gehalten, trotz einzelner typisch spätmittelalterlicher Elemente. Anfang des 17. Jahrhunderts wurde 1608–1612 das spätgotische Mittelschiff der Stadtkirche in Münnerstadt nach Durchsetzung der Gegenreformation durch eines in frühromanischen Formen ersetzt, wohl beeinflusst vom original frühromanischen Würzburger Dom. In Frankreich gibt es einige Kirchen, die der Renaissance zugerechnet werden, manchmal aber nur wenige Zitate der Antike aufweisen, sondern im Wesentlichen formen der Spätgotik fortsetzen, jedoch mit Rundbögen anstelle gotischer Spitzbögen, am bekanntesten wohl St-Eustache in Paris. An manchen dieser Bauten finden sich aber rundbogige Gruppenfenster, wie sie schon in der Romanik gebaut wurden. Vermehrt im 17. und 18. Jahrhundert wurden Türme oder auch Obergaden mit „romanischen" Biforien mit Mittelsäule ausgestattet. Auch die Innenräume sind gelegentlich großenteils mit Elmenten aus der Romanik gestaltet, allerdings elegant in leichten Proportionen der Renaissance dimensioniert, statt in schweren Proportionen der Romanik.


Südturm der Kathedrale von Tours
(1547, Nordturm 1507(in))17:
qua­dra­tische Geschosse Renais­sance,
mit Y-Maß­werk aus der Gotik.
Die Gruppenfenster der großen La­ter­ne
verweisen auf späte Roma­nik, die Bifo­rien der
kleinen Laterne auf die Romanik insgesamt.

Baar, Kanton Zug,
St. Martin,
Turm Mitte 14. Jh.

Hohennauen, Havelland,
Kirchturm 1596

Münnerstadt, Unterfran-
ken, St. Maria Magdale-
na, „frühromanisches“
Schiff 1608–1612

Granges-sur-Vologne im (vollständig französisch-
sprachigen) Dép. Vosges: St-Georges, 15. Jh., For­men aus der Romanik, aber für echte Romanik zu leicht

Granges-sur-Vologne,
Turm von 1662 mit
„romanischen“ Biforien

(7.3.) Krypta als Eingangsraum?

Krypten waren im Mittelalter nicht unbedingt besonders ruhig, aber üblicherweise heiliger als der Kirchenraum darüber. Daher ist die Option einer Krypta als Eingangsraum ist zweifellos verstörend. Nicht wenige Kirchen hatten vor wenigstens einem Eingang eine Galiläa als Pufferzone, die auch von Personen betreten werden durften, die nicht in den eigentlichen Kirchenraum gelassen wurden. Auch wenn eine Galiläa mit einem Altar ausgestattet war, wie die Galilee Chapel der Kathedrale von Durham, war ihre Wertigkeit derjenigen einer Krypta geradezu entgegengesetzt. Die Raumhöhe einer Galiläa konnte relativ niedrig sein. Krypten mit bedeutenden Reliquien waren mancherorts mittels getrennter Ein- und Ausgänge auf große Besucherströme ausgelegt. Die Bremer Westkrypta wurde 1066 dem Apostel Andreas geweiht, also lange vor der Errichtung der Westtürme ab etwa 1200. Sie beherbergte nie eine Reliquie. Von den drei dort vorgefundenen Gräbern lag eines in der Westverlängerung, war also nicht vor dem Bau der Portalgruppe angelegt worden. Die beiden anderen wurden von Karl-Heinz Brandt (ebenfalls) als spätmittelalterliche Klerikergräber gewertet, Bischofsgräber waren sie nicht. Für den Gründungsbischof Willehad gab es eine Grabkapelle südlich des Doms, die ab dem 14. Jahrhundert als Pfarrkirche für die Laienbevölkerung des Dombezirks diente. Die frühen Bischöfe und Erzbischöfe wurden im östlichen Teil des Mittelschiffs bestattet, Erzbischof Adalbert isoliert in der Ostkrypta, an einer durch vier umstehende Pfeiler hervorgehobenen Stelle. Insofern war die Andreaskrypta nicht heiliger als irgendeine andere Kapelle. Trotz ihrer ursprünglichen Anlage als Krypta bedeutete ihre Umnutzung als Eingangsraum hier keine Aufgabe etablierter hochrangiger Funktionen. Die kleine Apsis in der Ostwand konnte weiterhin in würdiger Weise den Andreasaltar präsentieren.

Eine geräumige Verbindung zwischen Krypta und Schiff findet sich in der Kathedrale von Modena. Dort is es allerdings eine Ostkrypta, deren Altar am dem Schiff abgewandten Ende liegt.

Die heutigen Kryptentreppen des Brandenburger Doms sind nach archäologischem Befund rekonstruiert. Die schöpfen allerdings nicht die ganze Breite der Kryptenseitenschiffe aus und enden an ihren oberen Enden in Bögen geringer Höhe.


Kathedrale von Modena, mit Blick in die Krypta


Brandenburger Dom: eine
der beiden Treppen aus dem
Hauptschiff in die Krypta

Brandenburger Dom:
Treppe aus der Krypta
zum Hauptschiff
 
(7.4) Phantomzeichnung der Fassade:

Für die Ausschreibung der Domerneuerung zeichnete Wilhem Below 1887 Aufnahmen der Westfassade und der Nordfassade der Kirche. Seine Aufnahme der Westfassade wich in zwei Details von der fotografisch dokumentierten Realität ab; das Portal im Südturm zeichnete er im mittelalterlichen Zustand, obwohl es inzwischen zu mehr als der Hälfte vermauert ware, eine spitzbogige Türöffnung geringerer Höhe offen lassend. Den Wandöffnungen der Krypta hatte Below Kleeblattbögen verpasst, die sie weder bei Bruyn noch in späteren Darstellungen hatten, wahrscheinlich also nie.

Belows Aufnahme ermöglicht es aber, eine entsprechende Bauaufnahme für 1501 zu simulieren, am Vorabend des Umbaues durch Poppelken. Die Unterschiede zum Zustand von 1887 lassen sich einzeln begründen. Diese Phantomzeichnung soll kein Luftschoss sein, sondern Zweifeln entgegentreten, ob trotz der Breiten- und Höhenbeschränkungen durch die Maße der zum Eingangsraum umgenutzten Westkrypta eine in der Fassade repräsentative Portalgruppe möglich war.

Nach dem Turmbrand von 1656 erhielt der Nordturm spätestens 1661 ein mäßig geneigtes Pyramiden- oder Zeltdach und behielt dies bis 1766. Nach dem Turmbrand von 1486 war die umfassende Erneuerung erst 1502 begonnen worden. Darum wurde für die Phantomzeichnung ein ähnliches Dach verwendet. Tatsächlich kann das provisorische Dach zwischen 1486 und 1501 ganz anders ausgesehen haben. Da das bis 1888 erhaltene oberste Turmgeschoss in seiner völligen Schmucklosigkeit ein Ausdruck des notdürftigen Bauabschlusses von 1522 sein kann, wurde es weggelassen. Das ebenso schmucklose oberste Vollgeschoss in Bruyns Darstellung des Südturms wurde als mögliche Symmetriezutat ebenfalls weggelassen. Das Kreuzdach des Südturms wurde in dieser Zeichnung beibehalten, weil Poppelken keinen Grund hatte, den Südturm anzufassen. Da Bruyn im Mittelschiffsgiebel tatsächlich spitzbogige Blenden rundbogig gemalt hat, wurde sein rundbogiges Koppelfenster im nun obersten Vollgeschoss des Südturms durch ein spitzbogiges ersetzt. Die Geschosse darunter wurden spiegelbildlich vom Südturm übernommen, allerdings ohne den Breitensprung. Aus dem Bruyn-Gemälde übernommen wurde auch die Einteilung der Westrose.

Fritzlarer Dom, Portal der Vorhalle


Da das helle Wandmaterial und die unvollständige Skulpturenausstattung den Blendengiebel als Neuschöpfung Poppelkens erscheinen lässt, wurde er durch den Walmdachabschluss aus dem Stadtsiegel ersetzt.

Die Blendengliederung der Erdgeschosse beider Türme wurde von der bis 1888 erhaltenen Nordseite des Nordturms übernommen.

Die Blenden über den Rundbögen der Portalgruppe zwischen den Türmen sind eine vom äußeren Westportal des Fritzlarer Doms inspirierte Erfindung, mit Übersteigerung der Blendenhöhe. Die Portalgestaltung ohne Kapitelle ist dem eleganten mittleren Nordportal der Bremer Liebfrauenkirche abgeschaut, das mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit etwa zu gleicher Zeit wie die Westfassade des Doms entstanden ist.

Die genasten Bögen in den Blenden beziehen sich auf das Stifterrelief in der Emporenbrüstung und auf die genasten Spitzbögen am dritten Obergeschoss des Nordturms.

Liebfrauenkirche Bremen, mittleres Nordportal


Bauaufnahme der Westfassade, Wilhelm Below 1887


Fiktive Bauaufnahme der Westfassade für 1501


(7.5) Erste Erwähnungen der Krypten:

Die Frage, welche der beiden Krypten des Bremer Doms die ältere ist, berührt nicht die langjährigen Nutzungen und ist daher für die Situation der Portale in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ohne Bedeutung. Aber angesichts mehrerer Stellungnahmen zu dieser Frage, sowohl in Artikeln die in dieser Arbeit erwähnt werden, als auch in anderen Publikationen, ist es wohl nicht falsch, darauf ein zu gehen.
Einerseits äußerte die Historikerin des Bremer St. Petri Doms, Dr. Henrike Weyh, sie sehe die Ostkrypta als wahrscheinlich die ältere an, andererseits wird im virtuellen Domrundgang die Westkrypta als ältester Raum des Doms bezeichnet.
Autoren, die aus den spärlichen zeitgenössischen Quellen geschlossen haben, die Westkrypta sei vor der Ostkrypta errichtet worden, jene erst unter Erzbischof Liemar, haben übersehen, dass die beiden entscheidenen Bemerkungen Adams nicht dazu dienten, die Reihenfolge der Baugeschichte darzustellen.
Adam von Bremen: Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum:
(Die Taten der Bischöfe der hamburgischen Kirche)18
Capitulum IIII.
«Anno tandem septimo incepti operis moles a fronte levata est,
ac principale sanctuarii altare dedicatum in honore sanctae Mariae.
Nam secundum in occidentali absida consecrandum altare disposuit in amore sancti Petri,
cuius sub invocatione legitur antiqua basilica extructa.
Emergentibus itaque multis archiepiscopo angustiis, mansit opus inperfectum ad annum pontificii XXIIII (1066),
cum et ego indignissimus ecclesiae Dei matricularius Bremam veni;
et tunc demum templi parietes dealbantur, occidentalisque cripta sancto Andreae dedicata est.»

„Im siebten Jahr (1050) wurde endlich die Riesenlast des Baubeginns von der Stirn genommen
und der Hauptaltar des Heiligtums der Ehre der heiligen Maria geweiht.
Denn erst nachfolgend stellte er in der Westapsis den in Liebe zum heiligen Petrus zu weihenden Altar auf,
unter dessen Anrufung die alte Basilika errichtet worden zu lesen ist.
Da dem Erzbischof viele Hindernisse auftauchten, blieb das Werk bis zum 23. Jahr des Pontifikats (1066) unvollendet.
Als ich als unwürdiger Aufzeichner der Kirche nach Bremen kam (also 1066),
war man schließlich dabei, die Wände des Tempels zu streichen, und die Westkrypta wurde dem heiligen Andreas geweiht.“

Die Aussage zu den beiden wichtigsten Altären der Oberkirche lässt offen, ob der Petersaltar bald nach dem Marienaltar errichtet wurde, oder erst wesentlich später. Die Aussage zum Andreasaltar beschreibt, was gerade an dem noch unvollendeten Dom geschah, als Adam nach Bremen kam. Mit der Bezeichnung „Westkrypta“ ist die Ostkrypta indirekt mit erwähnt. Ob sie schon vorher oder erst nach der Westkrypta einen Altar erhielt, wird nicht mitgeteilt. Sofern der (im Ostchor stehende) Matienaltar vor der Ostkrypta errichtet wurde, musste er später umgesetzt werden. Andererseits erwähnt Adam die Weihe dieses Hauptaltars wie relativ bald nach Beginn des Kathedralbaus.

in Capitulum LXIII vermerkte Adam, Adalbert sei schon einige Zeit vor seinem Tode schwer krank gewesen.
In Capitulum LXVIII beschreibt er die Bestattung des Metropoliten (1072): «sepultum est in medio chori novae, quam ipse construxit, basilicae
, also „bestattet wurde (er) im Chor der neuen Basilika, die er selber baute/erbaut hat.“
Es ist also kein Plusquamperfekt („erbaut hatte“). Ob und nach welchen Kriterien Adam zwischen der Verwendung von Perfekt und Präteritum differenzierte, wird hier nicht untersucht.
Adalberts Grab ist das einzige in der Ostkrypta und das einzige früh- oder hochmittelalterliche Grab in einer Bremer Krypta überhaupt. Unter der als Grabplatte dreier Bischöfe gedeuteten Platte in der vorderen Krypta wurden keine Gräber gefunden. Bezogen auf den oberen Kirchenraum lag das Grab mitten unter der Vierung.

Adam hat seine Chronik möglicherweise erst nach dem Amtsantritt Liemars verfasst, dem er sie ausdrücklich gewidmet hat. Aber sie schildert keine Handlungen Liemars. Wenn Adams Text die Existenz beider Krypten impliziert, sollten sie also auch beide bei Liemars Amtsantritt vorhanden gewesen sein.
Die Erwähnung einer alten Krypta in einer Urkunde Liemars gibt keine Auskunft, welche von beiden die ältere war. Das Erwähnungsdatum ergibt sich aus zwei großenteils wortgleichen Urkunden mit gleichen Siegeln im Hoyer Urkundenbuch19, deren eine das Jahr einer Besitzübertragung nennt, die andere als Ort der Amtshandlung den Altar in der alten Krypta:
Hoyer Urkundenbuch 8: Sonstige Quellen, S. 24/25, Urk. 14:
Liemar notiert Schenkungen eines Gerhardus, die dieser der Kirche als Sühne für seine untolerierbare Missetaten vermacht. «Liemarvs dei gratia bremensium archiepiscopus … . Notum esse uolumus caritati uestr(a)e qualiter Gerhardvs filius Gerberti de stumpenhusan post mortem patris seruore iuuentutis multas rapinas … Essetque intolerabilis omnibus

Actum est anno ab incarnatione domini Millesimo nonagesimo primo. Anno ipsu Liemari archiepiscopi et ordinationis decimo septimo.»

Hoyer Urkundenbuch 8: Sonstige Quellen, S. 26/27, Urk. 15:
«Liemarvs dei gratia bremensium archiepiscopus … . Notum esse uolumus caritati uestr(a)e qualiter Gerhardvs filius Gerberti de stumpenhusan post mortem patris seruore iuuentutis multas rapinas …»
wiederholt wesentliche Aussagen der explizit auf 1091 datierten Urkunde 14, erwähnt zusätzlich den Ort des Verwaltungsaktes, aber ohne Jahreszahl:
Tradidit autem illud idem predium in Bremenesi cripta ueteri supra altare.
„Übertrug dieses (Landgut) in der alten bremischen Krypta über dem Altar.“

Andererseits hat in der Zeit Liemars sich wohl ein Brand ereignet, nach dem der Dom wiederaufgebaut werden musste, Vgl. «constructor huius ecclesiae». Inwieweit sich Liemars Dom dann von dann von dem Bau Adalberts unterschied, ist völlig unbekannt.
Da die beiden Krypten weit auseinander liegen, lässt sich eine Reihenfolge ihrer Errichtung wohl nicht aus Baubefunden belegen.

Zu den in manchen Texten rätselhaften Raumbezeichnungen ist eine auf um 1223 eingeschätzte Urkunde Gerhards II. interessant: «quosdam juxta sanctum Paulum extra m(o)enia civitatis Bremensis positos … altare beate virginis, quod est in cripta superiore, liberos ab advocatia contulimus.», „die außerhalb der Stadtmauer bei St. Paul gelegenen Felder weisen wir dem Altar der heiligen Jungfrau zu, der in der oberen Krypta steht.“ Da der Marienaltar zweifelsfrei im Ostchor stand, ist obere Krypta also eine Bezeichnung für diesen Chor.
(7.6) Ruinendarstellungen in der Kunst:

Das anonyme und undatierte Ölgemälde der Turmruine ist als gemalte Darstellung eines Gebäudeteils ein vergleichsweise seltenes Sujet.
In bekannten Ruinenbildern des 17. Jahrhunderts war die Stimmung anscheinend nicht weniger wichtig als die Gebäude. Beispiele sind Bilder aus Rom von Alessandro Salucci (*1490, † bald nach 1650) und Johannes Lingelbach (1622–1674), eine Tuschezeichnung zwischen 1640 und 1650 von Leonardo Scalglia und eine Zeichnung aus den 1650er Jahren von Pieter de Molijn. Salucci malte zahlreiche fantasievoll komponierte Architekturlandschaften, gerne mit Ruinen, gerne mit einem Triumphbogen und gerne mit einem Seehafen.
Erst recht stimmungsbotont sind die romantischen Ruinengemälde des 18. und vor allem 19. Jahrhunderts.

Demgegenüber zeigt das Gemälde der Ruine des Nordturms außer etwas blauem Himmel mit Wolken so gut wie keine Stimmung. Der Schattenwurf stammt von einem nicht mit abgebildeten Haus.


Pieter de Molijn: Ruïne met hoge Vierkante Toren


Alessandro Salucci: Forum mit Konstantinsbogen


Johannes Lingelbach: Campo Vaccino te Rome


Leonardo Scalglia



(8.) Noten:

1 – Bremisches Urkundenbuch [Urkunden bis 1300] 1. Band [1863], Lieferung 2-3, s. 171 – 175 (Digitalisate im Artikeltext verlinkt)

2 – Karl Heinz Brandt (Hg.):
Ausgrabungen im St.-Petri-Dom zu Bremen
Vorläufiger Bericht, Bd. 2
Die Gräber des Mittelalters und der frühen Neuzeit
Stuttgart (1988), E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), ISBN 3-510-65121-9

3 – Dieter Bischop:
Am Rande der Domburg. Vorbericht über die Grabung 2002 auf dem historischen Marktplatz von Bremen.
in: Eilbracht, Heidemarie / Brieske, Vera / Grodde, Barbara (eds.): Itinera Archaeologica. Vom Neolithikum bis in die frühe Neuzeit. Festschrift für Torsten Capelle zum 65. Geburtstag,
Internationale Archäologie – Studia honoraria 22 (2005), 9-23, Rahden

4 – Dehio Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Bremen · Niedersachsen, S. 723 Ev. Kirche St. Michael, dazu Grundriss auf S. 725

5 – Holger Kempkens: Bernhard II. zur Lippe und die Architektur der Abteikirche Marienfeld.
In: Lippe und Livland, Mittelalterliche Herrschaftsbildung im Zeichen der Rose,
Jutta Prieur (Hg.): Ergebnisse der Tagung „Lippe und Livland“ Detmold und Lemgo (2006),
(= Sonderveröffentlichungen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe e.V., Bd. 82). Bielefeld (2008), S. 103-124.

6 – Die Kunstdenkmäler der Stadt Köln.
Im Auftrage des Provinzialverbandes der Rheinprovinz und mit Unterstützung der Stadt Köln
in Verbindung mit W. Ewald (et al.) Hrsg. von Paul Clemen, Abteilung 4, S. 129


7 – Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Nordwestdeutschland (1912), S. 93/94

8 – Jürgen Bajerski in: Kleiner Führer durch die St. Marienkirche Gardelegen,
Verein f. Kultur- und Denkmalpflege Gardelegen u. Umgebung e. V. (2001)

9 – Hans Christoph-Hoffmann: Die Erhaltung des St. Petri Doms zu Bremen im 19. Jahrhundert,
Wittheit zu Bremen (Hg.), Verlag H. M. Hauschild (Bremen 2007)
9a – S. 25
9b – S. 79
9c – S. 85

10 – Helen Rosenau:
Zur mittelalterlichen Baugeschichte des Bremer Doms
in: Bremisches Jahrbuch, 33. Band (1931), S. 1–36 (dazu eingestreut Tafeln 1–13),
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen und digital bei der Staats- und Universitätsbibliothek Bremen

11 – Reinhard Karrenbrock:
Westfalen – Bremen – Niederlande: westfälische Bildhauer des späten Mittelalters in Bremen,
in: Jahrbuch 1995/96 Wittheit zu Bremen: Bremen und die Niederlande, S. 40–42–61
(nicht Bremisches Jahrbuch!)
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen

13 – Alfred Löhr: Frühe Bildhauerkunst in Bremen. Überlegungegen zum Stand der Forschung
in: Staatsarchiv Bremen: Bremisches Jahrbuch 99 (2020), S. 17 ff.,
>darin S. 24 ff.: Fünf törichte Jungfrauen von der Westfassade des Bremer Doms.

13 – Wilhelm von Bippen:
Neue Untersuchungen zur Baugeschichte des Doms
in: Bremisches Jahrbuch, 14. Band (1888), S. 177–208 (dazu als Anhang Tafeln I–VII),
verfügbar im Lesesaal des Staatsarchivs Bremen und digital bei der Bayerischen Staatsbibliothek München

14 – Max Salzmann: Die Wiederherstellung des St. Petri-Doms in Bremen,
Vortrag auf der XXX. Wanderversammlung des Verbands Deutscher Architekten- und Ingenieur-Vereine,
abgedruckt in: Deutsche Bauzeitung, XXX. Jahrgang (Berlin, den 2. September 1896), S. 466–468, 467 rechts oben

15 – Ernst Ehrhardt: Die Alten Kirchen in Bremen und seine Bauten.
Bearbeitet und herausgegeben vom Architekten- und Ingenieur-Verein (1900), S. 75 ff. Der Dom

16 – Rudolf Stein:
Romanische, gotische und Renaissance-Baukunst in Bremen.< Hauschild-Verlag, Bremen 1962,
S. 26. ff. Der Dombau Bezelins und Adalberts, S.35 ff. Der obere Dom,
S. 38 ff. Die Ausgestaltung des Doms in der Spätromanischen und frühgotischen Zeit.

17 – Congrès archéologique de France 1948 : La cathédrale de Tours
→ S. 39: … clocher nord, dont la coupule êtait achevé en 1507
– comme indique une inscription sous la voute.
(Gallica)

18 – Adam von Bremen:
Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum
in moderner Umschrift mit lateinischem Vorwort von Georg Waitz (1813–1886) (webarchive.org)

19 – Hoyer Urkundenbuch: Achte Abtheilung, ''Sonstige Quellen'', S. 24–27 (Digitalisate im Artikeltext verlinkt)


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